Wie zum Henker bekommt man Gepäck für vier Wochen in einen Rucksack?! Ungläubige, lange Gesichter gab es in unserem wenig fernwanderaffinen Freundes- und Familienkreis immer wieder, als wir unsere Traumpfadreise planten. Und ja, auch wir fragten uns zunächst, wie es gehen soll. Einige Empfehlungen gab es im Wanderführer, andere Tipps bekam ich aus Erfahrungsberichten anderer Traumpfadgeher. ABER bei all den nützlichen Hinweisen sollte man die Packliste vor allem zur eigenen Packliste für die individuellen Bedürfnisse machen. In der folgenden Aufstellung will ich euch einen Überblick über den Inhalt unserer Rucksäcke und die Erfahrungen damit geben. Ganz ehrlich: Wir hatten zu viel mit. Sebastians Rucksack wog mit 1,5 l Wasser fast 13 kg. Mein Rucksack lag mit Wasser bei fast 11 kg. In der Regel sollte man ein Gewicht von 10 kg anpeilen. Einiges würde ich beim nächsten Mal zwar weglassen, aber auf jeden Komfort zu verzichten ist bei einer so langen Tour zumindest für mich auch nicht denkbar. All die Ausrüstungsgegenstände habe ich selbst gekauft und bekomme auch kein Geld für positive Bewertungen. Insofern: Alles meine ehrliche Meinung.
Rucksack
- Deuter Air Contact Lite 35 + 10 SL (2020)
- Deuter Air Contact Lite 40 + 10 (2020)
- Regenschutz
Ich (Julia) war mit dem Tragekomfort mehr als zufrieden. Aufgrund allgemeiner Rückenprobleme hatte Sebastian mit dem Rucksack immer etwas mehr zu kämpfen. Richtig eingestellt, passen sich die Rucksäcke unserer Erfahrung nach aber gut an den Rücken an und können nah am Körper getragen werden (wichtig, um nicht unnötig nach hinten gezogen zu werden). Die Modelle kommen ohne Metallgestell aus und haben deshalb ein angenehmes Grundgewicht. Es gibt ausreichend Fächer und Außenriemen, um zusätzliches Gepäck (z.B. Stöcke etc.) anzubringen. Für eine Hüttentour ist das Volumen absolut ausreichend – auch, um nicht der Versuchung zu erliegen, zu viel einzupacken. Einziges Problem: Die Rückenpolster begannen nach den ersten drei Tagen Dauerbenutzung heftig zu riechen. Trotz Lüften und mehrmaligen Auswaschen ist der Geruch bis heute nicht vollkommen weg. Hat jemand einen Tipp, was helfen könnte?
Kleidung
- 2 x T-Shirt Merino (Decathlon) – Mehr braucht es nicht. Die Shirts waren nach dem Lüften fast wieder geruchsneutral, sodass wir sie gelegentlich auch an zwei Wandertagen getragen haben. Ansonsten heißt es ohnehin, regelmäßig waschen. Schaut bei der Auswahl der Shirts, dass sie nicht zu dick oder zu dünn sind. Erst, war ich skeptisch, ob die vergleichsweise günstigen Decathlon-Shirts halten. Aber bis heute gibt es nix zu beanstanden.
- 1 x Spaghetti-Top Merino (Decathlon) – Kann, muss aber nicht. Zum Unterziehen, wenn es sehr kalt wird bzw. zum Schlafen.
- 1 x Long Sleeve Merino (Decathlon)
- 1 x Fleece-Jacke Softshell (Decathlon)
- 1 x Wanderhose schnelltrocknend zum Zippen (Decathlon)
- 1 x kurze Stoffhose – Zum Wechseln und falls die Wanderhose nach dem Waschen noch nicht trocken war.
- 1 x Unterzieh-Leggins Merino (Decathlon) – Zum Unterziehen, wenn es sehr kalt wird bzw. zum Schlafen. Hier habe ich mir schon auf einer der Probetouren ein Loch am Knie gelaufen, was nach dem Flicken gleich wieder einriss. Deshalb würde ich die Leggins nur bedingt empfehlen.
- 2 x Sport BH (Decathlon)
- 3 x Unterwäsche – Manche schwören auch hier auf Merino. War uns nix. Wir hatten normale Alltagswäsche und haben sie, wie alles andere auch, ständig gewaschen.
- 2 Paar hohe Wandersocken (Decathlon) – Sebastian war mit Merino Socken komplett blasenfrei unterwegs. Ich hatte einfache Wandersocken (Hauptmaterial: Baumwolle) und damit durchgängig Blasen an den Füßen.
- 1 Paar (Sneaker-) Wandersocken (Decathlon) – für die Halbschuhe, aber die braucht es nicht unbedingt.
- 1 Paar Hüttensocken – Nur ich hatte welche mit. Wenn abends die Füße kalt wurden oder man entspannt ohne Schuhe am Feuer sitzen wollte, waren sie Gold wert.
- Regenjacke WS 20.000 mm (Jack Wolfskin) / Regenponcho – Vor der Wanderung hatte ich mir eine neue Regenjacke mit einer Wassersäule von 20.000 mm zugelegt. Im Grunde war ich zufrieden, aber bei Dauerregen weicht auch die beste Regenjacke irgendwann durch. Nach drei bis vier Stunden war es bei meiner Jacke soweit. Sebastians Regenjacke war so altersschwach, dass sie schon nach 30 Minuten durchweichte. Der robuste Poncho war für einfache Wege zwar eine gute Lösung. ABER bei Wind am Klettersteig wird er schnell zur Absturzgefahr, wenn man sich verheddert. Packt zusätzlich zur Regenjacke lieber einen ganz leichten Plastikponcho ein, der im Zweifel einfach reißt, wenn ihr hängenbleibt.
- Regenüberziehhose WS 10.000 mm (Decathlon) / Regengamaschen (Decathlon) – Sebastian hatte sich neben dem Poncho für Gamaschen entschieden, um die Stoffmembran der Wanderschuhe vor Wasser zu schützen. Das war eher semi-erfolgreich. Die Gamaschen schließen den Schuh nicht vollkommen dicht ab. An den Übergängen suppte das Wasser immer wieder in den Schuh. Ich hatte mich für eine günstige Regenhose entschieden. Sie tat, was sie sollte. Doch wie bei allen Regenklamotten im Sommer fing man darin schnell an zu schwitzen.
- Bergstiefel B/C (Lowa Mauria GTX) / Wanderschuhe A (Salomon GoreTex) – Im Vorfeld hatte ich neue steigeisenfeste Bergstiefel der Kategorie B/C gekauft und drei Monate lang eingelaufen. Blasen bekam ich trotzdem, denn neben den nicht ganz passenden Socken, sind die Schuhe vermutlich auch eine halbe Nummer zu klein. Deshalb achtet beim Kauf wirklich sehr genau darauf, dass ihr vorn nicht allzu schnell anstoßt. Profil und Wasserfestigkeit waren bei schlechtem Wetter super. Die Vibram-Federung entlastete die Gelenke in den Bergen ein wenig vom Gewicht des Rucksacks. Die Salomon-Wanderschuhe von Sebastian waren bei trockenem Wetter komfortabel, weil sie deutlich leichter sind, als Bergstiefel. Das Obermaterial aus Stoff hielt dem Regen trotz innerer GoreTex-Membran allerdings nicht stand. Im Grunde spricht aber nichts dagegen, Schuhe der Kategorie A zu tragen, wenn man nicht zum Umknicken neigt. Wichtig sind nur: ein gutes Schuhprofil und Wasserfestigkeit.
- Ersatzschnürsenkel
- Trekkinghalbschuhe (Salomon X Ultra GoreTex) / Turnschuhe – Gerade für den Anfang und für das Ende der Tour sind Halbschuhe wirklich zu empfehlen. Aus Gewichtsgründen war ich in München zunächst mit den Bergstiefeln losgelaufen. Die Steifigkeit der Schuhe verstärkte auf der langen flachen Strecke allerdings die Überlastung im Knie. Wenn ihr am Ende der Tour Gewicht sparen wollt, könnt Ihr die Bergstiefel ab Belluno nach Hause schicken (sofern ihr nicht noch über den Col Visentin, sondern direkt nach Revine laufen möchtet).
- Flipflops – für Hütte und Dusche
- Schlauchtuch (Buff) – Funktionierte prima als Schal oder Stirnband. Mit einem nassen Tuch behaltet ihr zudem auch in der italienischen Hitze einen kühlen Kopf.
- Mütze Merino (Decathlon) – Ja, wir haben sie wirklich gebraucht z.B. bei Sturm und Schnee auf dem Piz Boè.
- Leichte Unterziehhandschuhe (Decathlon) – Waren sehr nützlich gegen Wind und Kälte an Regentagen.
- Badesachen – Kann, muss aber nicht.
- Leichtes Microfaserhandtuch (Decathlon)
- 2 x wasserabweisende Packsäcke (Decathlon)
Schlafen
- Sommerschlafsack (Vaude/Mountrex) – Normalerweise genügen leichte Hüttenschlafsäcke. Aufgrund von Corona wurden jedoch keine Decken auf den Hütten ausgegeben und der eigene Schlafsack war Pflicht.
- Reisekissen (Exped) / Nackenstützkissen – Ein Kissen ist Komfort, den man sich gönnen oder von der Liste streichen kann. Ich hatte ein leichtes, komprimierbares Reisekissen. Sebastian hatte sich aufgrund von Rückenproblemen für ein kleines Nackenstützkissen entschieden.
Erste Hilfe
- Erste Hilfe Kit – Sollte zu Beginn der Tour vollständig sein. Übrigens haben wir unser zertifiziertes Kit beim Discounter ergattert. (Man achte auf die Angebote im Frühjahr und Frühsommer.)
- Biwaksack – Absolute Pflicht am Berg! Weil wir nicht geplant draußen übernachten wollten, hatten wir einen ganz einfachen Doppelbiwaksack, den wir glücklicherweise auch nicht brauchten.


Hygiene und Medikamente
- Zahnbürste – Gewicht-Sparfüchse kürzen gern auch den Griff ein, wie wir unterwegs gelernt haben 😉
- Zahnpasta
- Kleine Seife für Haar und Körper
- Sonnencreme LSF 50+
- After Sun Lotion – Kann auch weggelassen werden.
- Kontaktlinsenflüssigkeit und -aufbewahrung/Brille
- Kleines Deo – Kann, aber muss nicht.
- Klappbare Haarbürste
- Kleines Reisewaschmittel
- Mückenspray
- Hirschtalgsalbe – Mir hat es nur bedingt geholfen, Blasen vorzubeugen. Schon Wochen vor dem Tourstart solltet ihr regelmäßig die Füße damit behandeln. Während der Wanderung am besten abends einschmieren.
- Magnesium – Schleppt davon nicht zu viel mit. Zum Nachkaufen gibt es viele Möglichkeiten.
- Ibuprofen
- Loperamid
- Halstabletten – Kann, aber muss nicht.
- Wund- und Heilsalbe
- (Blasen-)Pflaster – Am besten immer griffbereit.
- Leukotape – Um empfindliche Stellen an den Füßen abzukleben, bevor Blasen entstehen.
- Nagelschere/-knipser
- Wunddesinfektion – Wurde tatsächlich gebraucht, um offene Blasen zu behandeln.
- Kleines Hygienehandgel
Diese Liste ist lang und ja an einigen Stellen zu lang. After Sun Lotion gehört genau wie Deo im Zweifel zum Beispiel eher zu den Luxusprodukten auf dieser Liste. Anstelle von Reisewaschmittel kann man sich für eine kombinierte Körperseife entscheiden, die auch für Textilien geeignet ist. Es gibt also Sparpotenzial 😉
Navigation
- GPS (Garmin Oregon 700) – Wir waren soweit zufrieden mit dem GPS und OSM-Material. Einziger Nachteil: Das Gerät quatscht nicht und wenn man nicht regelmäßig auf die Karten schaut, kann man schon mal schnell den richtigen Weg verpassen 😉 Leider funktioniert der Download von Komoot-Tracks nicht immer zuverlässig. Einige Male mussten wir deshalb Komoot auf dem GPS neu installieren.
- Wanderführer (Bruckmann) – Die Beschreibungen der Routen waren ok, die Zeit- und Kilometerangaben eher ambitioniert. Sehr gut sind die Hüttenauflistungen samt Telefonnummmern und alternativen Übernachtungsmöglichkeiten. Auch die herausnehmbare Faltkarte war super praktisch.
Sonstiges
- Taschenmesser/Multitool (Victorinox) – War sehr praktisch.
- Stirnlampe (Decathlon Forclaz Trek 500) – Wer sehr früh in den Morgenstunden aufbricht, wird sie brauchen. Aber auch in der Hütte war die Stirnlampe nützlich, da oftmals der Strom und somit auch jegliches Licht ab 22.00 Uhr ausgeschaltet werden.
- Sonnenbrille (Alpina) / Brille
- Wanderstöcke (Decathlon) – Wir beide waren sowohl mit den Falt- (Forclaz MT500) als auch mit den Teleskopstöcken (Forclaz MH500) sehr zufrieden. Sie helfen wirklich beim Auf- und Abstieg und verteilen die Last des Rucksacks.
- Stoßdämpfer für Wanderstöcke (Decathlon) – Sehr praktisch für Asphaltwege.
- Einkaufsbeutel (komprimierbar) – Sehr praktisch.
- Wandertagebuch/Notizheft + Stift – Kann, muss nicht.
- Mini-Faszienrolle (Decathlon) – Hat sich bewährt, um Verspannungen zu lösen.







Technik
- Handy (iPhone 8 mittlerweile iPhone 13 mini) – Logisch ohne Handy sollte man nicht in die Berge.
- Kamera (Sony ZV-1 inkl. Windschutz) + SD-Karte (SanDisk Extreme Pro 128 GB) – Ich war sehr zufrieden mit der Kamera. Allerdings würde ich beim nächsten Mal zusätzlich ein externes Mikrofon anschließen. Die SD-Karte hat gut funktioniert, war aber für den Dreh in Full HD für vier Wochen zu klein.
- Drohne inkl. Steuereinheit (DJI Mini 2) + Micro-SD-Karte (SanDisk Extreme Pro 128 GB) – Top Drohne, die bei 249 g Abfluggewicht mittlerweile sogar 4K-fähig ist. Aber leider ohne Tracking. Tipp: Aus diesem Grund und als Anfänger sollte man „Care Refresh“ dazubuchen, falls man doch einmal gegen Berg oder Baum fliegt 😉 Mit der Micro-SD war ich zufrieden.
- Selfie-Stick/Tripod inkl. Handyhalterung (Elegiant) – Die 2-in-1-Lösung war ein guter Kompromiss.
- Lighteningadapter zur Datensicherung mit SD-/USB-Slot – Fotos ließen sich prima auf Handy und Festplatte sichern. Die Videosicherung war leider viel zu fehleranfällig und langsam. Videomaterial konnte nur seriell gesichert werden. Eine externe SSD kann nur bei gleichzeitiger Stromversorgung betrieben werden. Für die nächsten Touren nutze ich einen Filehub von RavPower, der auch als WLAN-Router und Powerbank genutzt werden kann.
- SSD-Festplatte (SanDisk 1 TB) – Funktioniert super und ist spritzwasserfest.
- Klappbare Bluetooth Tastatur (CSL Aplic) – Ich war zufrieden, bin allerdings kaum dazugekommen, den Blog während der Reise zu schreiben.
- Kopfhörer – Wichtig für Podcasts und Musik.
- 2 x Ersatzakkus GPS (Panasonic Eneloop Pro) – Leistungsstarke Akkus, perfekt für Stromfresser.
- 1 x Ersatzakku Drohne
- Powerbank (Intenso XS 10.000 mAh) – Vollkommen ausreichend, weil man fast jeden Abend an der Steckdose laden kann.
- div. Ladekabel – Überlegt, welche Kabel ihr für mehrere Geräte nutzen könnt.
- Reisestecker (Skross MUV USB 4xA) – Mega praktisch, weil bis zu fünf Geräte gleichzeitig geladen werden können. Theoretisch hätte es aber keine Länderadapter gebraucht. Der Eurostecker hat überall funktioniert.
Verpflegung
- NOTRATION Nüsse oder Trockenfrüchte – Bloß nicht zu viel mitnehmen! Nach spätestens zwei Tagen erreicht man immer eine Einkaufsmöglichkeit und auch auf den Hütten können Kleinigkeiten gekauft oder sogar Brötchen geschmiert werden.
- 1-2 Riegel
- Teebeutel für kaltes Wasser (z.B. „Teekanne frio“ oder „Meßmer Ice Cold“) – Sehr praktisch, wenn man nicht nur pures Wasser trinken möchte.
- Bienenwachstücher (groß und klein) – War sehr praktisch, um geschmierte Brötchen von den Hütten mitnehmen zu können. Am Abend können die Tücher einfach ausgewaschen und am nächsten Morgen wiederverwendet werden.
- Wasserflasche (Nalgene 1,5 l) – Für uns hat es gepasst, aber die Flaschen sind keine Leichtgewichte. Das Volumen war ausreichend. Es gibt genügend Bergquellen, an denen nachgefüllt werden kann.
- Trinkschlauch (Source Convertube) – Sehr praktisch, um während des Wanderns zu trinken. Der Wide-Mouth-Aufsatz muss sehr gut auf der Nalgeneflasche verschraubt werden, da er leicht ausläuft.
