

Raus aus dem Krach des Alltags. Rein in die Natur.
Wie entschleunigst du dein Leben? Wie bekommst du einen Blick auf die Dinge? Was willst du erleben? Wo liegen deine Grenzen? Was ist wirklich wichtig?
Fragen die groß, vielleicht auch pathetisch klingen, aber im Kern die wahrscheinlich elementarsten sind. Aus Alltag wird Regelmäßigkeit. Aus Regelmäßigkeit wird Gleichförmigkeit und so geht die Zeit ins Land bis man sich fragt: Wofür bist du eigentlich hier? Existenziell wird die Frage dann, wenn andere über die eigene Lebenszeit bestimmen, wie etwa während der diversen Corona-Lockdowns. Rasch beschränkte sich das Leben nur noch auf Arbeit, Essen und Schlaf.
Zeitweise erschlagen von den Eindrücken und gefangen im Hamsterrad der bisweilen vielen neuen Aufgaben im Job packten mich Fatalismus und Zweifel. Ich liebe meine Arbeit als Redakteurin und Reporterin – als Journalistin. Doch es ist ein Job, in dem man von der Schnelllebigkeit getrieben ist. Und so läuft man Gefahr, nicht nur zur Getriebenen, sondern auch zerrieben zu werden.
Auf der Suche nach einem Ziel
Einigermaßen ausgelaugt ging ich im Sommer 2020 auf die Suche nach einem Ziel abseits des medialen Trubels. So trivial, so wahr: Nach einem Wanderurlaub in Österreich entdeckte ich durch Zufall den Film „Der Weg war sein Ziel“ von Christopher Dillig. Darin beschrieb der „Erfinder“ des Traumpfades, Ludwig Graßler, seinen Weg über die Alpen. Sofort wusste ich: Das ist es.
Nichts entschleunigt so sehr, wie zu Fuß unterwegs zu sein und einen Blick auf die Dinge bekommt man am besten von oben – vom Gipfel eines Berges. Zeit und Gelegenheit sich selbst zu spüren, die eigenen Grenzen zu testen und zu verschieben bietet der 555 Kilometer lange Traumpfad von München nach Venedig allemal. 28 Tage will ich dafür unterwegs sein und über 20.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg überwinden.
Sebastian und ich treten diese Reise gemeinsam an. Bisher sind wir Tagestourenwanderer ohne nennenswerte Erfahrung mit Fernwanderungen – geschweige denn Hüttentouren. Ausrüstung, Mehrtagestouren, Vorbereitung – alles neu. Also Herausforderung und Abenteuer in jeder Hinsicht. Immer mit dem Ziel, es zu schaffen – in Venedig anzukommen.
Marmeladenglas zum Teilen
Auf den Seiten dieses Blogs nehme ich euch mit auf diese Reise. Angefangen von der Idee über die Planung, die Auswahl der Ausrüstung, Testtouren und schließlich bis über die Alpen. Warum ich das tue? In erster Linie möchte ich die Erfahrungen festhalten, in ein Marmeladenglas schließen, sie konservieren, um an schlechten Tagen von der süßen Erinnerung zu zehren.
Bei der Recherche zur Route bin ich selbst immer wieder über Erfahrungsberichte und Blogs gestolpert. Hier fand ich die hilfreichsten Tipps und vor allem persönliche Geschichten, die mich inspirierten und in meinem Entschluss bestärkten, die Tour zu machen. Also warum nur ein großes Marmeladenglas füllen, wenn man mit vielen Kleinen zum Teilen auch andere glücklich machen kann? Und wer weiß, vielleicht überkommt den einen oder anderen beim Naschen auf den folgenden Seiten ja doch der große Hunger nach einer wunderbaren Reise zu Fuß.
Also nichts wie los: Der Berg ruft!