2. Etappe: Wolfratshausen – Bad Tölz

Erster Blick auf die Alpen

Der zweite Tag beginnt um 7.00 Uhr mit dem Weckerklingeln auf der Mini-Faszienrolle, die ich mitgenommen habe. Gründlich werden Wade und Schienbein ausgewalzt. Die Schmerzen sind besser, aber nicht weg. Nach dem Frühstück in der Bäckerei nebenan geht es ins nächstgelegene Sanitätshaus, um eine leichte Kniebandage zu versorgen. Das Laufen klappt jetzt besser. Doch es geht im flachen Terrain weiter, immer weiter entlang der Isar.

Die Auen wechseln sich mit Einfamilienhäusern und Sportplätzen ab. Meist laufen wir aber durchs Gebüsch – genau dort, wo Mücken und Bremsen uns nahezu auffressen (wohlgemerkt trotz Insektenspray). An einigen Laternenmasten kleben Sticker „Traumpfad München- Venedig steht darauf“ und der Hinweis auf den traditionellen Starttag der 8.8. 8.00 Uhr. Wir fragen uns, wann der Traumpfad für uns wohl wirklich traumhaft wird.

Traumpfad München Venedig Sticker
Sticker „Traumpfad München Venedig“

Gegen 13.00 Uhr dann Mittagspause auf einem Parkplatz im Wald. Wir setzen uns auf den Tisch, um unsere Füße zu entlasten, packen die belegten Brötchen aus, die wir am Morgen beim Bäcker gekauft haben.

Ein Autofahrer beobachtet uns. „Wollt ihr nach Venedig?“, fragt er. Wir bejaen seine Frage. Er hebt beide Daumen. „Dann ist das euer zweiter Tag, richtig?“ Wir nicken. Er lächelt und dreht sich um Richtung Auto. Wir schwingen uns derweil wieder auf die Füße. 17.00 Uhr wollen wir in Bad Tölz sein. Auch der heutige Tag zieht sich ins Endlose. Wir sehen kaum, wohin es geht, denn wie schon tagszuvor laufen wir immer durch Wald und Gebüsch.

Mein Bein schmerzt erneut nach rund vier Stunden. Wie Automaten laufen wir nur noch geradeaus. Dann steht der Weg wieder unter Wasser. Wir müssen zurück, nehmen einen Umweg. Doch auch dort steht stellenweise das Wasser knöchelhoch. Am Rand versuchen wir durchs hohe Gras trockenen Fußes vorbeizukommen – vergebens. Unsere Bergschuhe weichen bis ins Innere durch. Es hilft nichts. Wir schultern die Rucksäcke ab und wechseln zu Trekkingturnschuhen. Das sorgt nicht nur für trockene Füße, sondern auch für Entlastung. Die Wanderschuhe waren für die Ebene einfach zu fest.

Wasser auf unseren Wegen

Weiter geht es immer geradeaus. Dann der erschrockene Blick aufs GPS – wir haben die Route verloren, müssen an einer Bundesstraße ein Stück zurücklaufen. Dann geht es das erste Mal ein wenig bergauf, vorbei an Feldern und alpenländischen Höfen. Auf einer Anhöhe angekommen sehen wir sie endlich in der Ferne als schwache Silhouette – die Alpen.

Freude macht sich breit. Dort wird es morgen hinauf gehen. Doch vorerst geht es für uns wieder bergab. Wieder sind die letzten Kilometer schmerzhaft. Im ersten Supermarkt am Weg decken wir uns mit Nudeln, Obst, Müsli und Joghurt für Abendessen und Frühstück ein. Humpelnd und mit schmerzendem Rücken stehen wir 17.45 Uhr vor dem Haus unserer Gastgeberin Irmgard. Über Airbnb haben wir die kleine, aber gemütliche Unterkunft mit Wohnküche, Bad und Schlafzimmer gebucht.

Der Tag endet wie er begonnen hat – auf der Mini-Faszienrolle und mit der Hoffnung, dass es ab morgen in den Bergen besser werden wird.

%d Bloggern gefällt das: