1. Etappe: München – Wolfratshausen

Traumpfad Start auf dem Marienplatz in München

Ein wenig surreal fühlt es sich schon an, als wir am 19. Juli um 8.45 Uhr mit unseren Rucksäcken auf dem Marienplatz in München stehen. Um uns herum tummeln sich zahlreiche Tagestouristen mit Turnschuhen – wir dazwischen in Bergschuhen. Der Weg führt uns zunächst über den Viktualienmarkt, wo die Händler noch emsig beschäftigte sind, ihre Stände aufzubauen. Erste Kunden schlendern durch die Reihen. Die Stadt pulsiert. Doch wir laufen immer Richtung Süden – raus aus dem Getümmel bis an die Isar. Sie wird uns führen in den nächsten Tagen.

Erwartet hatten wir einen idyllischen, klaren Fluss. Doch als wir die Isar queren, erleben wir einen reißenden Strom. Ganze Bäume treiben im Wasser. Der Starkregen der vergangenen Tage, hatte nicht nur in NRW und Rheinland-Pfalz gewütet, sondern auch in Oberbayern. Seit zwei Tagen hatte es aufgehört zu regnen, doch noch immer treibt der Fluss das Wasser aus den Alpen talwärts. Bäume, die sonst das Ufer säumen, stehen nun in der Isar. Das Hochwasser will nicht ganz zum heutigen Sonnenwetter passen. Wir folgen dem Isarweg – raus aus der Stadt. Mit jedem Kilometer wird unsere Strecke leerer. Nur noch wenige Fußgänger kommen uns entgegen. Einige Radfahrer rauschen an uns vorbei. Wir laufen vorbei am Tierpark Hellabrunn. Zahlreiche Familien stehen dort in der prallen Sonne Schlange – warten auf den Einlass. Schließlich verlassen wir München.

Die Isar rauscht teils wenige Zentimeter an uns vorbei und plötzlich geht es nicht mehr weiter. Der Weg steht unter Wasser. Es hilft nichts. Wir müssen ausweichen. Links neben uns liegen die Auen der Isar. Wir schlagen uns durch die Büsche. Doch auch dort stehen die Auen unter Wasser. Den gegenüber gelegenen Hang, der das Isartal von Grünwald trennt, erreich wir so nicht. Nach einem kurzen Marsch, über scheinbar längst vergessene Pfade, finden wir endlich einen Übergang. Steil führt der Weg nach oben und damit nach Grünwald. Zu sehen gibt es dort vor allem Mauern, Stacheldraht und Zäune – letztere doppelt gezogen, um Voyeure fernzuhalten. So läuft es sich erst einmal recht trostlos durch die Betonwüste entlang einer Bundesstraße bis wir endlich wieder ins Grüne kommen und zu unserer Rechten die Isar zumindest wieder hören.

Richtung Kloster Schäftlarn

Zurück in den Auen der Isar geht es weiter flussaufwärts. Wir queren noch einmal den Fluss, um das Kloster Schäftlarn anzusteuern. Die Wege sind teils extrem matschig, aber es geht voran – noch. Denn nur wenige Meter später ist der Weg erneut zu Ende. Diesmal sind brütende Vögel der Grund, weshalb der Durchgang hier nicht gestattet ist. Wir wählen einen Umweg, der uns schließlich noch einmal in einen Teich führt, der sich durch den Regen der vergangenen Tage gebildet hat.

Entnervt heißt es wieder umdrehen, um für die letzten Kilometer bis zur Mittagspause schließlich der Bundesstraße zu folgen. Das Klosterstüberl Schäftlarn liegt direkt gegenüber des Klosters. Bei Obatzda, Brezn und einem kühlen Radler genießen wir die Mittagsrast. Danach geht es in der gleißenden Sonne weiter Richtung Wolfratshausen.

Der Weg entlang des Isarkanals zieht sich. Auf der schier endlosen Asphaltstraße blockiert meine linke Wade. Das Schienbein schmerzt als hätte jemand mit voller Wucht dagegen getreten. Der Wirt des Humplbräu, unserem heutigen Gasthaus ruft an. Er wird uns den Schlüssel im Hinterhof bereitlegen. Vor uns liegen noch 1,5 Stunden Fußmarsch. Wir queren das Ickinger Wehr – Endspurt durchs Gebüsch entlang der Isar. Gegen die vielen Bremsen und Mücken hilft auch das beste Insektenspray nicht.

Die letzten Kilometer sind eine Qual. Das linke Bein schmerzt. Jeder Schritt tut weh. Sebastian sticht es im Rücken. 18.15 Uhr erreichen wir endlich das Humplbräu. Vollkommen erschöpft sinken wir auf den Boden des Zimmers.

Wolfratshausen, der Heimatort des Traumpfaderfinders Ludwig Graßler

Konsterniert schauen wir uns an und fragen uns, wie wir das Tag für Tag vier Wochen lang aushalten wollen. Nach einer eiskalten Dusche schaffen wir es gerade noch in den Gasthof Flößerei, bevor wir ziemlich groggy in die Kissen fallen. Na dann gute Nacht…

%d Bloggern gefällt das: