Es ist seltsam, dass man in einer Zeit, in der der eigene Bewegungsradius eingeschränkt wird, plötzlich feststellt, wie wenig man seine Umgebung doch eigentlich kennt. So fällt es mir immer mehr auf, dass mir die Landschaft, die Wegbeschaffenheit, das Gefühl der Alpen verhältnismäßig vertrauter sind als die des Erzgebirges, obwohl ich an dessen Fuße aufgewachsen bin. Ohne die Pandemie wäre ich vermutlich nie auf die Idee gekommen, hier wandern zu gehen. Traurig eigentlich, denn es kann so schön sein.
Wie plane ich meine eigene Route mit Komoot?
Abseits ausgetretener Pfade habe ich im März begonnen zunehmend eigene Routen zu planen. Stück für Stück wollte ich Kilometer und Höhenmeter steigern. Doch unter den vorgeschlagenen Routen auf Komoot wurden die langen und höhenmeterreichen Strecken, die ich noch nicht gegangen war, immer seltener. Systematisch begann ich also zu suchen, wo ich im Erzgebirge noch nicht gewesen bin. Mein Ziel: Routen ab 25 km und mindestens 500 Höhenmeter im Anstieg. Im Idealfall kamen ein Alpinsteig und unentdeckte Wegpunkte hinzu. So wie etwa auf der Tour von Pockau nach Zöblitz.
Voilà – Die fertige Route
Über den Routenplaner bei Komoot lasse ich mir zu Beginn Parkplätze im Zielgebiet der Wanderung anzeigen. Dort beginnt und endet die Tour. Danach suche ich die Region nach schon bestehenden Highlights ab, lasse mich inspirieren von Fotos und Eindrücken anderer Nutzer und verbinde meine Favoriten so lang miteinander bis die Tour die gewünschte Länge hat. In der Routenplanung kann die Reihenfolge der einzelnen Wegpunkte geändert werden. Ausschau halte ich dabei immer nach Gipfeln, um die entsprechenden Höhenmeter zu erreichen. Möchte ich kleine Wege abseits schon bestehender Hightlights laufen, können ganz leicht auch eigene Wegpunkte durch einen Klick auf die Karte hinzugefügt werden.
Um bestimmte Highlights, wie etwa Wassertretbecken zu finden, nutze ich gern die Suchfunktion. Sind Höhenmeter und Gesamtlänge erreicht, werfe ich einen Blick auf die Wegbeschaffenheit. Mir ist es wichtig, so wenige Asphaltstecken wie möglich auf meinen Touren zu laufen. Der harte Untergrund ermüdet die Füße sehr schnell und meist führen solche Wege durch bebautes Gebiet statt durch die Natur. Beim Speichern solltest du einen sinnvollen Namen für deine Tour vergeben. Bevor du die Tour startest, vergiss nicht die Karte auf dem Smartphone oder dem GPS offline verfügbar zu machen.
Das Große in den kleinen Dingen entdecken
Ein unerwartetes Highlight habe ich ein paar Tage später auf meiner Tour von Amtsberg über Scharfenstein und Drebach entdeckt – einen noch nicht gelisteten alpinen Steig mit Panoramablick auf die Burg Scharfenstein. Als ich vom Bahnübergang in Scharfenstein kommend durch den Wald auf den Hang gegenüber der Burg gestiegen bin, ahnte ich noch nicht, was mich oben erwarten würde. Ein schmaler Pfad, zu beiden Seiten mit Heide gesäumt, führte auf dem Kamm entlang um die Burg herum. Unterbrochen war der Pfad von zwei Felsen, die man mit festem Schuhwerk leicht übersteigen konnte. Auf Komoot hatte ich keine Beschreibung oder Markierung zu diesem Abschnitt gefunden. Auch deshalb fühlte ich mich wie ein kleines Kind, das gerade in der entlegensten Ecke des Gartens sein Osternest gefunden hatte – eine Mischung aus Glück und tiefem Genuss über die wunderbare Aussicht.
Ein Gefühl, das mich auch auf meiner nächsten, bisher längsten Tour von Lößnitz über Grünhain und Aue erfüllte. Das Wetter an diesem Tag war wechselhaft. Von Sonne über Regen bis Schnee und Wind war alles dabei. Auf dem Weg hatte ich einen kleinen Wasserfall mitten im Wald entdeckt – perfekt für meine Mittagspause, wäre ich nicht vom Regen überrascht und binnen weniger Minuten von den Beinen abwärts bis zur Schuhoberkante vollständig durchnässt worden. Zum ersten Mal spürte ich, dass es wohl keine schlechte Idee sein könnte, sich für den Traumpfad doch noch eine Regenhose zuzulegen. Gleichzeitig war es eine Freude die kühlen Tropfen im Gesicht zu spüren. Auch die Wanderhose trocknete schnell und die Hände wurden beim nächsten Aufstieg wieder warm.
Nachdem ich auch an diesem Tag einen alpinen Steig genommen hatte, kam die Sonne beim etwas verspäteten Mittagessen heraus. Ein geplantes Highlight meiner Tour war das Wassertretbecken am Rumpeltsbach. Die Füße, heiß gelaufen von einem 25 km-Marsch, dampften förmlich beim Waten durch das etwa 3°C kalte Wasser. Auf dem Gipfel des letzten Aufstieges, dem Hirschknochen, angekommen überraschte mich ein glühender Sonnenuntergang über Aue. Nach all den Wintermonaten im Lockdown sind es diese scheinbar winzigen Flühlbarkeiten, aus denen sich Kraft schöpfen und zwischen all den schlechten Nachrichten, das Gute im Kleinen finden lässt.