Eines der wichigsten, wenn nicht DAS wichtigste Element auf einer Wanderung sind die Schuhe. Mit 14 Jahren habe ich meine ersten Wanderschuhe gekauft. Damals in einem kleinen Sportgeschäft in meiner Heimatstadt, ohne große Ahnung von Marken und Eigenschaften, aber mit guter Beratung durch eine Fachverkäuferin. Und was soll ich sagen: zwölf Jahre später existieren diese Schuhe noch immer. Und wären sie steigeisenfest, hätte ich ihnen wahrscheinlich nur eine neue Sohle verpasst und wäre damit auf Tour gegangen. Denn all die Jahre haben nur Spuren am Schuhprofil hinterlassen. Nie hatte ich Blasen oder nasse Füße. Kurzum: Ich war mir sicher, dass es auch für den Traumpfad und die Vorbereitung darauf wieder Schuhe von LOWA sein sollten.
Während für die ersten und letzten Tage der Alpenüberquerung im ebenen Gelände flache, leichte Wanderhalbschuhe der Kategorie A/B empfohlen werden, sollte man in den Alpen auf Trekkingschuhe der Kategorie B/C setzen. In ihrer Konstruktion sind sie steifer und robuster, was ein allzu leichtes Umknicken verhindert. Ein Gummirand schützt Zehenbereich und Ferse vor Geröll. Insgesamt sind sie Schuhe schwerer als Wanderschuhe für Tagestouren. Ein Dämpfungskeil in der Sohle federt das Zusatzgewicht eines bepackten Rucksacks auf langen Touren ab.
Gezielt habe ich mir ein lokales Fachgeschäft mit LOWA-Sortiment gesucht und dort verschiedene Schuhe anprobiert. Wichtig: Wandersocken zur Anprobe nicht vergessen. Außerdem ist es ratsam eher in den Nachmittagsstunden Wanderschuhe zu kaufen, da die Füße im Laufe des Tages immer etwas anschwellen und tendenziell „größer“ sind als am Morgen. Bewegt euch im Geschäft mit verschiedenen Schuhen, stellt euch auf schräges Gelände, um zu testen, wie euer Fuß bei Hanglage im Schuh sitzt. Viele Fachgeschäfte haben dafür sogar einen Modellgeländeaufbau. Eure Ferse sollte sich im Schuh nicht nach oben bewegen und die Zehen nicht vorn anstoßen. Bei Wanderungen kann das zu schmerzhafen Blasen und Entzündungen führen.
Welches Material für die Wanderschuhe?
Häufig steht beim Kauf die Frage nach Leder oder Synthetikmateril im Raum. Volllederschuhe sind meist etwas atmungsaktiver als ein Schuh, in dem auch synthetisches Gewebe verarbeitet wurde. Allerdings muss Leder sehr gut gewachst werden, damit es lang hält und auch wasserabweisend wirken kann. Häufiger ist hingegen eine Kombination aus Leder für das Obermaterial und einem Kunstgewebestoff für das Innenleben des Schuhs. Auch ich habe mich dafür entschieden, da Schweißfüße bisher nie ein größeres Problem waren. Wetterfestigkeit geht in diesem Fall vor Atmungsaktivität.
Der Mauria GTX WS besitzt eine Oberfläche aus Nubukleder, kann gewachst werden und ist mit einer inneren Gore-Tex-Membran und -futter (dafür steht das GTX im Namen) wasserdicht ausgestattet. Für die flachen Passagen werde ich wahrscheinlich einen leichteren Hikingschuh mit Gore-Tex-Membran von Salomon mitnehmen.
1 – Fixierhaken / 2 – Tiefzughaken Mauria GTX WS A – Schnürung für ebene & mäßige Touren / B – Bergschnürung Vibram-Sohle
Welche Schnürung für welches Gelände?
Hat man den richtigen Schuh gefunden, heißt es: Einlaufen bis der Schuh sich optimal an den Fuß angepast hat. Ich persönlich habe ein halbes Jahr vor dem Startdatum unserer großen Tour damit begonnen – mitten im Winter und dennoch stets warmen Füßen. Je nach Gelände sollte man auch verschiedene Schnürtechniken ausprobieren, um den Halt im Schuh zu optimieren. Der erste Haken in der Schnürung ist der sogenannte „Fixierhaken“. Er sorgt dafür, dass der Zug der Schnürung im vorderen Fußbereich konstant bleibt. Der zweite Haken – der sogenannte
„Tiefzughaken“ – hält die Ferse an Ort und Stelle. Geht der Weg nur mäßig bergauf oder gerade, ist die
Schnürung von unten nach oben oft am angenehmsten. Wenn ich allerdings lange Wege bergauf gelaufen bin, war es meist besser, die Ferse stärker im Schuh zu fixieren, indem ich den
Tiefzughaken von oben nach unten geschnürt habe.
Stresstest Doppeltour
Für das letzte Februarwochenende wollte ich erstmals an zwei Tagen hintereinander wandern, um zu testen, wie meine Füße das aushalten. Unterwegs war ich wieder im Erzgebirge rund um Amtsberg, dem Wilischtal und Kemtau. 24,6 km war ich auch erstmals komplett mit mir selbst, der Natur und einigen spannenden Podcasts. Eine der kleinen aber feinen Freuden auf dieser Tour – ein Kneipp-Becken mitten im Wald. Die fünf Grad Außentemperatur wären vielleicht ein Grund gewesen, nicht hineinzugehen, aber kein Hindernis. Nachdem es sich kurz anfühlte als würden meine Füße auf der Stelle gefrieren, stellte sich ein wohliges Zwirbeln ein und die Füße heizten richtig auf – ein angenehmes Gefühl und ich nahm mir vor künftig öfter Wassertretbecken in meine Touren zu integrieren.
Rastplatz am Singerstein Naturlehrpfad „Am Sauwald“ Binge Geyer
Am zweiten Tag fuhr ich noch etwas weiter ins Erzgebirge, um meine rund 19 km lange Tour bei Sonnenschein und rund zehn Grad zwischen Tannenberg und Schönfeld zu beginnen. Der Weg führte vorbei am Naturschutzzentrum Erzgebirge und über den Naturlehrpfad „Am Sauwald“, der wirklich zu empfehlen ist. Vom Rastplatz am Singerstein hat man einen wunderbarn Ausblick beim Mittagssnack. Von dort aus ging es weiter in Richtung Geyer und der sogenannten Binge – eine sehr eigentümliche Felsformation. Durch den Einsturz von Hohlräumen Anfang des 19. Jahrhunderts blieb ein Einsturzkrater zurück. Durchmesser: 200-250 m. Tiefe: 50-60 m. Die Natur eroberte sich binnen kurzer Zeit zurück, was der Mensch ihr über Jahre durch den Bergbau entrissen hatte. Licht- und wärmeliebende Pflanzen, wie Flechten und Gräser besiedelten die Mondlandschaft. Ein außergewöhnliches, aber vor allem schützenswertes Stück Natur im Erzgebirge.
Übrigens ging es den Füßen nach der Wanderung prima. Gar nicht zu vergleichen mit den Schmerzen und Krämpfen nach den ersten Touren mit Trekkingrucksack. Wie so viele Wanderer setzte ich nach solchen Strecken auch immer auf Hirschtalgsalbe, um Blasen und Schwielen vorzubeugen.